Im Downloadbereich bei Smart exchange gibt es nun vermehrt Tafelbilder (Notebook-Dateien), die von Verlagen kommen. Nein, keine Schulbuchverlage, sondern aus dem „Kaufumfeld“ von Kindern – Conny-Hefte und Bücher, Benjamin Blümchen-Hörkassetten usw.. In attraktiv gestalteter grafischer Umgebung auf dem SMART Board werden dort nun Lerninhalte, oft passend zum Rahmenlehrplan (z.B. „Magnetismus“) angeboten.
Dazu ein paar Anmerkungen zur GESTALTUNG, zum INHALT und zum UMFELD/WERBUNG.
Gestaltung
Die Tafelbilder (so nenne ich immer gerne meine Notebook-Dateien) sind professionell mit den jeweiligen Charakteren gestaltet. Große Abbildungen der Figuren, knallige Farben. Bei der Schriftgröße wird es schon etwas unübersichtlicher – eher mal zu klein für den Klassenraum, aber in Ordnung, wenn eine Schülergruppe direkt vor dem Board arbeitet.
Interessant und zum „Abgucken“ sind die Lösungshilfen. Meistens kann man dort Zahlen oder Wörter eintragen oder zuordnen. Zieht man dann ein bestimmtes Symbol zu einem anderen, erscheinen die Lösungen (gruppierte Wörter und Symbole) – nett gemacht, kann man übernehmen, kennt man aber vielleicht schon von den SMART SMONS.
Inhalt
Ich möchte hier nicht die unterschiedlichen (und hier unterscheiden sich auch die Verlage) Dateien alle analysieren, nur ein paar Anmerkungen machen. Nicht immer stimmen die Begriffe im Material mit denen überein, die im Unterricht gebraucht werden (wie das auch mit Arbeitsmappen ab und zu passiert). Man muss also vor der Nutzung in der Klasse genau hinschauen. In einer Datei fehlten auf dem Ziffernblatt z.B. die Minuten-Striche. Einiges kann man ja anpassen (Gruppierung aufheben und selbst bearbeiten), anderes muss man hinnehmen (wenn man es nutzen will). Günstig scheint mir die Orientierung an den Lehrplänen, weil es dann der Lehrkraft einfacher fällt, dieses Angebot „einzubauen“ im eigenen Unterricht.
Umfeld/Werbung
Ist das nun Werbung? Durchaus sinnvolle Lerninhalte werden hier im Umfeld von Figuren angeboten, die die Kinder von Kauf-Zeitschriften, Heften und Hörkassetten kennen. Das fördert natürlich die emotionale Zuwendung zum Unterrichtsthema und die Motivation. Außerdem wurde der Lehrkraft hier schon ein Stück Vorbereitungsarbeit abgenommen. Das kennen wir Lehrkräfte schon von allerlei anderen Institutionen und Firmen, die uns mit Unterrichtsmaterial versorgen (wollen). Sei es nun die Umwelt, der Wald, das Wasser oder was auch immer. Immer gibt es Interessenvertreter, die für den Unterricht etwas anbieten, meistens kostenlos.
Wie schon bei den bisherigen Medien (Arbeitshefte, Kopiervorlagen usw.) ist die Lehrkraft die entscheidende Person, die „das“ reinlässt in das Klassenzimmer oder nicht. Interessen müssen abgewogen werden. Das ist alles an anderer Stelle schon besprochen worden (Stichwort “Werbung in der Schule“). Aber in Form von interaktiven Tafelbildern kommt es nun wieder neu…
Und da es wohl nicht bei den bisherigen Anbietern bleiben wird, sollte man über ein paar Fragen nachdenken (nicht alles ist eindeutig und mit „ja“ oder „nein“ zu beantworten), BEVOR man diese Materialien einsetzt.
· Wird eindeutig Werbung zum Kauf von Produkten durch Kinder und Eltern gemacht?
· Sind die „Sympathieträger“ im Material akzeptabel oder als Vorbild geeignet? (man sollte mal in ein Heft der Figur schauen)
· Ist der Anbieter des Materials mit seinen Produkten grundsätzlich akzeptabel für das schulische Umfeld?
· Wer ist eigentlich der Anbieter genau?
· Ist der Inhalt des Materials qualitativ gut und passend zum Lehrplan?
· Ist das Mengen-Verhältnis zwischen Lerninhalt und Darbietung durch den Sympathieträger angemessen?
Fazit (vorläufig)
Gut gestaltetes und inhaltlich passendes Material von außerschulischen Anbietern in jeder Form, auch als Whiteboard-Datei, kann den Unterricht bereichern. Der Einsatz ist immer durch die Lehrkraft abzuwägen (siehe Fragen oben). Man sollte sich als Lehrkraft vielleicht nicht zu schnell beeindrucken lassen von „schön gemachten“ Materialien, sondern auch das Umfeld betrachten, in dem das Material steht. Hier sollte auch immer wieder der Austausch unter den Kolleginnen und Kollegen und mit den Eltern gesucht werden. Machen Sie das doch einmal zum Thema auf einer Fachkonferenz!
Werbung und Meinung von Interessenvertretern kommt ja oft nicht nur ganz direkt in die Schulen, sondern auch auf weniger erkennbaren Wegen.
Und wenn die Schüler/-innen im Unterricht dann mal wieder „Töröö“ rufen…