Schüler erstellen Erklärvideos Klasse 5

 image  Mathekompetenz + Medienkompetenz

Im Mathematikunterricht der 5. Klassenstufe erstellen die Schüler/-innen (kurz: SuS) mit ihren eigenen Handys Erklärvideos.

Thema: Das Koordinatensystem

Regeln für die Smartphonenutzung im Unterricht: Da es an der Schule ein Handyverbot gibt, wird für den Unterricht eine Ausnahme besprochen (in Absprache mit der Schulleitung). Handys nur im Unterricht nutzen, kein Googeln, Musikhören, Nachrichtenschreiben usw. (ausführlich dazu demnächst auf www.schuleundcomputer.de). In einem Elternbrief werden die Eltern über die Unterrichtsaktivität informiert.

Thematische Einleitung: Für die SuS im Unterricht wurde eine strikte “Linie” vorgegeben: Es wird ein Erklärvideo produziert, nur unser Mathematikinhalt, keine Gesichter sind zu sehen, nur Hände auf dem Papier und die SuS sprechen dazu (Bild-Rechte-Problemetik und so konzentrieren sich die SuS eher auf die Inhalte als auf die Form). “Youtuber nachmachen kann man zuhause…”

Unterrichtsorganisation: Die SuS arbeiten zu zweit oder zu dritt. Fast alle beteiligen sich (25 SuS), drei machen nicht mit (eher Desinteresse, mangelnde Motivation unklar). Die SuS besprechen den Inhalt (Erstellen eines Koordinatensystems, Fachbegriffe, Form des Schreibens von Koordinaten, Beispieleintragungen). Sie formulieren den Sprechtext zum Video und üben den Vortrag für die spätere Aufnahme. Einige machen das ohne schriftliche Notizen, einige SuS mit Stichwort-Karten wieder andere mit ausformulierten Texten auf Din-A-4-Blättern zum Ablesen. Dies geschieht noch in einem Unterrichtsraum. Zur Aufnahme konnten für einzelne Stunden 1-2 Nebenräume organisiert werden. Dort nehmen die SuS dann selbstständig mit dem Smartphone die Videos alleine in Ruhe auf. Währenddessen üben die anderen SuS weiter oder arbeiten am Arbeitsplan weiter mit den anderen Arbeitsmaterialien (Heft, Buch, Arbeitsheft). Zu  betonen ist hier, dass die Nutzung des Smartphones in eine Unterrichtseinheit eingebettet ist! Es handelt sich um “Standardunterricht” mit frontalen Einführungsphasen, Stillarbeit, Partnerarbeit, Nutzung von Schulbuch, Arbeitsheft, Arbeitsblättern, Lernspielen, Lernsoftware im Computerraum, aber auch Erklärvideos (Lehrer-Schmidt-Videos von Youtube auf www.mmgkinderseite.de ); gegen Ende dann die Nutzung der Smartphones zur Erstellung eines eigenen digitalen Produktes (neuer Rahmenlehrplan Berlin, Medienbildung! Mediencurriculum!)

Aufnahme: Ein S. hält das Smartphone und nimmt auf, der andere S. schreibt, zeichnet und spricht dazu.

Technik: Das passiert an einem normalen Tisch, in der Nähe eines Fensters bei Tageslicht. Die SuS nutzen die normale Videofunktion des Smartphones oder die App “Vivavideo” (Android, kostenlos; Achtung: inApp-Käufe möglich, Werbung). Um das Video “vom Handy herunter zu bekommen” braucht ´man ein Datenübertragungskabel, das ist meist das Ladekabel. Damit am PC (mindestens Win 7) angeschlossen kann man das Video übertragen, nachdem man auf dem Handy in der Regel eine “Erlaubnis” angeklickt hat (ein entsprechendes Fenster erscheint meist dort, dass die Geräte verbunden werden dürfen (“Zugriff zulassen” o.ä.). Die Videos liegen dann im mp4-Format (Android oder im mov-Format (Iphone) vor, die beide mit dem kostenlosen vlc-Player am PC abgespielt werden können. Das geht dann ideal am SMART Board oder am Beamer zur Präsentation im Klassenraum.
Wlan ist von der Schule aus nicht vorhanden, die SuS gehen, wenn nötig (was es nicht ist) auf eigene Kosten ins Internet. Zeitweise stelle ich meinen eigenen Accesspoint privat zur Verfügung (für einzelne SuS).

Lehrerkompetenz: Benötigt… Man muss mit dem Smartphone umgehen können (Foto/Videofunktion). Man sollte so nach und nach neben seinem eigenen (vielleicht Samsung) auch mal ein anderes (HTC, LG, IPhone) oder so in der Hand gehabt haben um den SuS helfen zu können (Menüstruktur). Datenkabel-anschließen sollte man zuhause schon probieren UND in der Schule. Die Videos in der Dateistruktur zu finden ist nicht ganz einfach, aber durchklicken hilft, oft ist es der “DCIM-Ordner”.

Datenschutz: Achtung – Wenn man als Lehrkraft mit dem Schüler am PC sitzt und z.B. das Video zum Übertragen sucht, hat man auf einmal die Privat(!)fotos der Kinder vor sich auf dem Bildschirm! Einfach kurz thematisieren und wegschauen…  

Beobachtungen/Erfahrungen:

– Auch leitungsstärkere SUS neigen zum Teil dazu, Sprechtexte akribisch handschriftlich vorzubereiten, obwohl sie durchaus frei sprechen könnten.

– Ladekabel/Datenkabel für Standardgeräte (Android, iPhone) sollten von der Schule aus zur Verfügung stehen

– Ein oder zwei Powerbanks (Medienmarkt < 10 €) sollten für SuS “ohne Akku” zur Verfügung stehen.

– Die Schriftgröße und – deutlichkeit muss mehrmals im Video überprüft und bei weiteren Versuchen angepasst werden (größer schreiben, Filzstift statt Bleistift)

– Auch SuS mit Lernschwierigkeiten konnten sich (zum Teil) gut in diese Aktivität integrieren.

– “Lernen durch Lehren!” “altes” Prinzip diesmal neu und digital angegangen.

– Erklärvideos produzieren = Mathekompetenz + Medienkompetenz

– Mit der App “vivavideo” waren einzelne SUS (eigentlich nur einer stark …) gleich dermaßen abgelenkt (Intro mit Musik machen, Musik suchen, runterladen, Bildchen suchen, Introfilmchen aussuchen, Effekte aussuchen…), dass der eigentliche Inhalt des Films (Koordinatensystem-Anleitung) sehr in den Hintergrund geriet. Hier musste steuernd eingegriffen werden.

– Einige SuS. wollten das machen, aber lieber zuhause (bin gespannt, wie die Ergebnisse aussehen…)

– Bei der Erstellung und Machart der Videos zeigte sich deutlich (Sprechweise, Redestil, Ansprache des Filmbetrachters…), welche Vorerfahrungen und Muster die SuS schon mit der Nutzung der Er  klärvideos  im Unterricht kennengelernt hatten und nun selbst anwenden. 🙂

UPDATE 3. FEBRUAR 2017

Die Bilanz sieht etwa so aus:

– Von 7 Gruppen (2-3 SuS) haben 4 das Video fertiggestellt. 3 haben es (bis zum Ende der Unterrichtseinheit) nicht geschafft trotz Hausarbeit. Einer hat sich dabei in den Zusatzeinstellungen (Musik, Texteffekte usw.) dermaßen “verloren”, dass das Mathe-Thema buchstäblich vollkommen in den Hintergrund geriet. 3 der fertiggestellten Videos sind von guter bis sehr gute Qualität, eines fällt etwas ab (Verwackelungen, Sprache).

– Auffallend ist, dass, bis auf wenige Ausnahmen, die “übliche” Arbeitsweise der SuS sich auch in der digitalen Medienarbeit widerspiegelt. Bei einigen Mädchen minimale mündliche Beiträge bei gleichzeitigem hohen kognitiven Fähigkeiten und Perfektionsanspruch (der hier zu Schwierigkeiten bei der Fertigstellung des Videos führte); sicheres Auskennen im Thema und geübter Sprachgebrauch führt zu guten Ergebnissen; verspieltes “Hin-und Her” und und häufiges Abgelenktsein führte zu unstrukturierten Arbeitsergebnissen (mit Videoeffekten überladen, den Sinn der Arbeit vernachlässigend). Aber auch das Gegenteil war der Fall mit einem S., der sonst im Unterricht kaum kontinuierlich Arbeit kann und sich hier konzentriert und kompetent bei der Erstellung eines Erklärvideos zeigte, das inhaltlich und formal gut war.

FAZIT

Mit den Geräten SuS lassen sich in angemessener Zeit von ihnen selbst Erklärvideos erstellen.

Im Vorlauf der technischen Erstellung üben, festigen und strukturieren die SuS Inhalte der Unterrichtseinheit und leisten Spracharbeit.

Mit dem Smartphone können die SuS  Medienprodukte auf hohem technischen Niveau erstellen, auf die sie stolz sein könne.

Das Kennenlernen von Erklärvideos im Internet im Vorfeld (MMGKinderseite.de, Lehrer-Schmidt, Sofatutor) war sehr wichtig als Vorbildfunktion. 

Schreibe einen Kommentar